Entschluss fassen
Wer Spielprobleme anpacken will, muss das Glücksspiel zunächst als Glücksspiel akzeptieren. Wenn Sie bereit zu Ihrem „Projekt Spielfrei“ sind, setzen Sie sich klar definierte Ziele. Vor- und Nachteile sollten Sie für sich persönlich abwägen. Wenn Sie unsicher sind, können Sie mit einem Berater oder Beraterin von „Check dein Spiel“ über Ihre Gedanken sprechen.
Drei Grundregeln von Glücksspielen
Die Grundprinzipien des Glücksspiels lassen sich wie folgt zusammenfassen: Je länger man spielt, umso mehr wird man trotz aller Anstrengungen und trotz der zwischendurch auftretenden Gewinne verlieren.
Die Hoffnung, mit dem Glücksspiel viel Geld zu gewinnen, wenn man es richtig anstellt, erfüllt sich für die meisten Spielerinnen und Spieler also nicht. Im Gegenteil: Sie häufen eher Verluste an.
Grundregel "Zufall"
Obwohl viele Spieler nichts unversucht lassen, den Zufall zu überlisten, so ist er ein unverrückbares Grundprinzip, das hinter jedem Glücksspiel steht. Dies gilt ganz besonders für Glücksspiele, in denen Teilnehmende überhaupt keinen Einfluss auf das Ergebnis haben (z.B. Automatenspiel, Roulette, Lotterien u.v.a.). Dass einige Spielerinnen und Spieler trotzdem das Gefühl haben, das Spielresultat durch Glücksstrategien, Handlungen und Rituale verändern zu können, ist also schlichtweg eine Illusion.
Allerdings gibt es einige Glücksspiele, in denen das Spielergebnis in sehr geringem Ausmaß unter anderem vom Können der Spielteilnehmenden abhängt (z.B. Sportwetten, Poker, Börsenspekulation). Jedoch wird die eigene Einflussnahme auch hier von den meisten Spielerinnen und Spieler deutlich überschätzt.
Grundregel "Der Anbieter gewinnt"
Glücksspielanbieter behalten in der Regel einen gewissen Anteil der getätigten Einsätze ein, den Hausvorteil. Spielautomaten sind beispielsweise so programmiert, dass sie trotz aller zwischenzeitlichen Gewinne nur einen Teil des eingesetzten Geldes wieder an die Spielerinnen und Spieler auszahlen. Den anderen Teil behält der Automat ein. Je länger man spielt, umso mehr des eigenen Geldes wird nach dem unverrückbaren Gesetz des Zufalls einbehalten - bis am Ende nichts mehr übrig bleibt. Dasselbe gilt natürlich auch für Roulette, Lotterien, Wetten usw.
Grundregel "Gelegentliche Belohnung wirkt am stärksten"
Wieso nehmen viele Spielerinnen und Spieler trotz steigender Verlustbilanz immer weiter an Glücksspielen teil? Dies ist unter anderem auf ein weiteres Grundprinzip zurückzuführen, nämlich dass eine Belohnung nur ab und zu, also nicht jedes Mal, am stärksten darauf wirkt, ein Verhalten zu zeigen. Dieses besagt vereinfacht, dass Spielerinnen und Spieler durch die zwischendurch erlangten Gewinne (seien sie auch noch so klein) zum Weiterspielen ermutigt werden. Sie fühlen sich für ihr bisheriges Spielverhalten bestätigt und hoffen weiterhin auf den großen Hauptgewinn - und spielen sich immer tiefer in die Verlustzone.
Aufhören oder reduzieren?
Wenn Sie etwas an Ihrer Glücksspielteilnahme ändern wollen, stellt sich zunächst die Frage, ob Sie lediglich weniger spielen oder komplett damit aufhören möchten.
Wir empfehlen grundsätzlich, die Teilnahme am Glücksspiel zumindest für einige Wochen bzw. Monate komplett einzustellen. Der Grund hierfür liegt darin, dass viele, die ihre Glücksspielteilnahme lediglich einschränken, schnell wieder genau so viel spielen wie vorher. Personen, die einen klaren Schnitt setzen und komplett mit dem Spielen aufhören, haben es dagegen oftmals viel leichter.
Da es während des Beratungsprogramms sogar erklärtes Ziel ist, vier Wochen lang gar nicht zu spielen, sind die hier bereit gestellten Informationen auf einen Spielstopp ausgelegt.
Wir empfehlen Ihnen, sich ein Blatt Papier zu nehmen und hierauf Ihren Entschluss im Rahmen eines Vertrages mit Ihnen selbst möglichst genau auszuformulieren. Er sollte somit beinhalten, ob Sie lediglich reduzieren oder ganz aufhören wollen, und das Datum, ab wann Ihr Entschluss umgesetzt werden soll. Wenn Sie eine Reduktion Ihres Spielverhaltens anstreben, sollten Sie sich klar definierte Limits setzen (z.B. eine maximale Summe pro Monat, maximale Anzahl von Spieltagen pro Woche), die deutlich unterhalb ihres jetzigen Spielverhaltens liegen sollten.
Vergessen Sie am Ende nicht: Sie können stolz auf Ihre Entscheidung sein!
Vor- und Nachteile abwägen
Oftmals ist es nicht einfach, sich gegen eine Aktivität zu entscheiden, die trotz ihrer negativen Konsequenzen auch bestimmte "positive" Funktionen erfüllt. So hat jede Person, die an Glücksspielen teilnimmt, ihre persönlichen Gründe für das Spielen, wie beispielsweise die Suche nach dem großen Gewinn oder um Nervenkitzel bzw. Entspannung zu erreichen.
Neben diesen Punkten gibt es noch andere, die Sie in Ihrem Entschluss verunsichern könnten. So sehen Sie möglicherweise viele Schwierigkeiten auf sich zukommen, wenn Sie mit dem Spielen aufhören, wie z.B. dass Sie sich mit den Problemen auseinandersetzen müssen, die hierdurch entstanden sind.
Doch das ist natürlich nur eine Seite der Medaille. Denn diesen "Verunsicherungsfaktoren" stehen die Gründe gegenüber, warum Sie hier sind: Die Probleme, die sich im Rahmen Ihrer Glücksspielteilnahme entwickelt haben und die Freiheit und Lebensqualität, die Sie erwartet, wenn Sie es geschafft haben, vom Glücksspiel loszukommen.
Wir schlagen vor, dass auch Sie sich Gedanken hierüber machen und die Vor- und Nachteile, die die Glücksspielteilnahme für Sie persönlich hat, gegeneinander abwägen. Dies hilft Ihnen einerseits, Ihre Entscheidung für ein spielfreies Leben auf festere Beine zu stellen; andererseits sehen Sie, aus welchen Gründen Sie diesem Vorhaben evtl. noch unsicher gegenüber stehen. Wenn Sie sich sehr unsicher sind, sollten Sie dies mit Ihrer Beraterin von Check dein Spiel diskutieren.
Die Abwägung der Vor- und Nachteile geht am einfachsten mit einem Vier-Felder-Schema, wie es hier beispielhaft dargestellt ist. Eine PDF-Version für Sie zum Ausfüllen finden Sie hier.
Weiter spielen: Vorteile
- Spielen ist einfach Nervenkitzel.
- Beim Spielen kann ich gut abschalten.
- Die meisten meiner Freunde spielen.
- ...
Weiter spielen: Nachteile
- Ich tue kaum etwas anderes und habe deswegen viele Schulden.
- Ich kann nicht mehr richtig schlafen, so viele Sorgen mache ich mir.
- Bei der Arbeit gibt es deswegen Probleme.
- ...
Spiel-Stopp: Vorteile
- Ich hätte mehr Geld für andere Dinge.
- Ich hätte mehr Zeit für meine Kinder.
- Ich würde mich weniger mit meiner Frau streiten.
- ...
Spiel-Stopp: Nachteile
- Ich müsste mir überlegen, was ich stattdessen machen möchte.
- Ich müsste mich mit meinen Schulden und Problemen auseinander setzen.
- Meine Zocker-Freunde würden es nicht verstehen.
- ...