Verloren. Doch statt aufzuhören, macht genau das für einige Personen den Reiz aus. Warum? Der wissenschaftliche Artikel deutet darauf hin, dass es damit zusammenhängt, wie unser Gehirn durch die Evolution "programmiert" wurde.
Letztlich geht es in der Evolution vor allem darum, zu überleben und sich fortzupflanzen. Unser Körper und unser Gehirn sind genau darauf ausgerichtet.
Faszination: Ungewissheit und Aussicht auf Belohnung
Schon unsere Vorfahren mussten oft Risiken eingehen, um zu überleben. Zum Beispiel beim Sammeln von Nahrung oder bei der Jagd. Manchmal hatten sie Erfolg und wurden dafür belohnt, manchmal nicht.
Wenn eine Belohnung nicht sicher ist oder auch bei Misserfolgen, schüttet das Gehirn besonders viel von einem Stoff namens Dopamin aus. Dopamin weckt vor allem Vorfreude, steigert die Motivation und verstärkt den Drang zu spielen.
Aber warum erzeugt das Gehirn Vorfreude und einen Drang zu spielen, wenn jemand gerade verloren hat? Die Forschenden erklären das so: Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass Menschen (und Tiere) trotz Misserfolgen weitermachen, wenn die Aussicht auf eine Belohnung prinzipiell gegeben ist. Unsere Vorfahren mussten weiter nach Nahrung suchen, selbst wenn sie vorher keine nicht gefunden hatten. Nur so konnten sie überleben – und genau dieser Mechanismus beeinflusst heute vermutlich auch das Spielverhalten.
Gewinnchancen werden falsch eingeschätzt
Weil ein Gewinn theoretisch möglich ist, deutet das Gehirn den Verlust beim Glücksspiel nicht als Zeichen zum Aufhören, sondern als Anreiz, es erneut zu versuchen. Das verleitet zu der Annahme, dass der nächste Gewinn nah ist - auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür eigentlich gering ist. Wer einmal verloren hat, könnte deshalb einen verstärkten Drang zum Weiterspielen erleben.
Die Betreiber von Casinos und Wettbüros wissen genau, wie das Gehirn funktioniert. Und sie gestalten ihre Spiele so, dass Spielende immer weiterspielen wollen. Dabei gilt eine einfache Regel: Das Casino gewinnt immer – oder wie es im Englischen heißt: „The house always wins“. Denn letztlich lebt die Glücksspielindustrie von den Verlusten der Spielenden.
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Quellen:
- Hunt, A., Merola, G. P., Carpenter, T., & Jaeggi, A. V. (2024). Evolutionary perspectives on substance and behavioural addictions: Distinct and shared pathways to understanding, prediction and prevention. Neuroscience & Biobehavioral Reviews, 159, 105603. www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0149763424000721