„Ich würde jedem eine Selbstsperre empfehlen“, erzählt Alfred* in einem Interview. Alfred litt unter einem problematischen Glücksspielverhalten. Mit einer Selbstsperre hat er sich selbst vom Glücksspiel ausgeschlossen. Doch teilen andere Betroffene und Glücksspielanbieter diese Einstellung?
Interviews mit Betroffenen und Glücksspielanbietern
Um sich ein Bild darüber zu verschaffen, wie Betroffene und Glücksspielanbieter über die Spielersperre denken, führte ein Forschungsteam aus München Interviews mit ihnen. Die Mehrheit der Betroffenen hatten sich aufgrund ihrer Glücksspielprobleme bereits selbst sperren lassen.
Die Interviews wurden durchgeführt, bevor die Regelungen zur Selbstsperre 2021 überarbeitet und die Inanspruchnahme vereinfacht wurde. Seitdem sind Glücksspielanbieter verpflichtet, sich an die zentrale bundesweite Spielersperrdatei anzuschließen. Dies gilt auch für Spielhallen, Gaststätten und Wettannahmestellen. Die Glücksspielanbieter müssen sicherstellen, dass gesperrte Personen keinen Zugang zu Glücksspielen erhalten. Weitere Informationen zur Spielersperre finden Sie hier.
Einschätzung der Betroffenen: überwiegend positiv
Nicht nur Alfred, auch andere Betroffene berichteten, dass ihnen die Selbstsperre geholfen habe. So hat sie bei einigen Betroffenen verhindert, dass sich die Probleme weiter verschärfen und sich Schulden durch Spielverluste anhäufen.
Studien unterstreichen diesen positiven Effekt: So konnte gezeigt werden, dass das Spielverlangen durch eine Spielersperre nachlässt. Zudem gibt es den Betroffenen das Gefühl zurück, wieder Kontrolle über ihr Spielverhalten zu haben.
Glücksspielsucht wird oft nicht erkannt
Obwohl die Selbstsperre effektiv ist, nutzen weniger als 5 Prozent der Betroffenen diese Möglichkeit. Warum? In den Interviews äußerten die Betroffenen die Vermutung, dass Viele gar nicht wissen oder einsehen, dass sie ein Glücksspielproblem haben. Sie sind sich einig, dass es wichtig ist, erste Anzeichen bei sich selbst zu erkennen.
Solche Warnsignale sind zum Beispiel:
- Stress während des Spielens
- Zittern und Schwitzen
- Häufige Änderungen der Einsatzhöhe
Weitere Merkmale, die für eine Glücksspielsucht sprechen, finden sich hier. Wer unsicher ist, ob das eigene Spielverhalten bereits problematisch ist, kann auch den Selbsttest auf Check dein Spiel nutzen.
Kritik der Glücksspielanbieter: Sperre alleine reicht nicht
Glücksspielanbieter sind skeptisch. Sie bezweifeln, dass eine Selbstsperre alleine ausreicht, um das Problem zu lösen. So könne mit einer Selbstsperre zwar das Symptom, also das exzessive Spielen, behandelt werden. Die Probleme, die zum Glücksspiel geführt haben, würden sich damit aber nicht lösen.
So nutzen Betroffene Glücksspiele häufig, um sich besser zu fühlen oder ihrem Alltag einen Kick zu verleihen. Ohne Glücksspiel erscheint vielen die Welt öde und langweilig. Glücksspielanbieter betonen, dass es deshalb wichtig ist, sich neben der Selbstsperre auch professionelle Unterstützung zu suchen.
Professionelle Hilfe bei Glücksspielsucht
Sie wollen Ihre Spielprobleme professionell angehen? Unterstützung bei Spielsucht bietet zum Beispiel das kostenlose Online-Programm Check Out.
Sie wollen lieber vor Ort beraten werden? Hier können Sie eine Suchtberatungsstelle in Ihrer Nähe finden.
*Name geändert
Quellen:
- Kraus, L., Bickl, A., Sedlacek, L., Schwarzkopf, L., Örnberg, J. C., & Loy, J. K. (2023). ‘We are not the ones to blame’. Gamblers’ and providers’ appraisal of self-exclusion in Germany. BMC Public Health, 23(1), 1-12. https://doi.org/10.1186/s12889-023-15117-9